Schulranzen für drei Kinder

Spende und OK! Bad Essen helfen Familie Abdullah

Über ihre neuen Schulranzen freuen sich Lugen, Sedra und Adel mit ihrer Familie, Andrea Keibel (links), die den Scheck mitgebracht hatte, Viktoria von dem Bussche und Frauke Weiss.
Über ihre neuen Schulranzen freuen sich Lugen, Sedra und Adel mit ihrer Familie, Andrea Keibel (links), die den Scheck mitgebracht hatte, Viktoria von dem Bussche und Frauke Weiss.

Die Frage „You like Horses? Du magst Pferde?“ ist beim Anblick eines pinkfarbenen Schulranzens mit Pferdemotiv naheliegend. Sie führt zudem zu eifrigem Nicken bei Lugen Abdullah, die zur ersten syrischen Flüchtlingsfamilie gehört, die jetzt in Bad Essen lebt.
Und für Kinder gilt die Schulpflicht. Das wiederum funktioniert nicht ohne Schultasche und Schulbücher und das dazugehörige Handwerkszeug. Die Geschwister Sedra, Adel und Lugen Abdullah aus Syrien können dem Start ins neue Schulleben dank einer vorweihnachtlichen Spende sorglos entgegensehen.
Drei Kinder mit Schultaschen, Büchern, Heften, Sport- und Schwimmzeug auszustatten, ist eine finanzielle Herausforderung, vor der Flüchtlinge, Ehrenamtliche und der Verein OK! Bad Essen in Zukunft vermutlich häufiger stehen werden.

Statt Weihnachtspräsenten

Die Familie Abdullah hatte Glück. Schon kurz bevor sie aus dem Aufnahmelager Hesepe, bei Bramsche, nach Bad Essen in die Lindenstraße zog, hatte Andrea Keibel, Geschäftsführerin der Keibel Maschinenbau GmbH aus Bad Essen, den Wunsch geäußert, in diesem Jahr anstelle von Weihnachtspräsenten dem Verein OK! Bad Essen eine Geldspende für Flüchtlinge zu übergeben . Mit dazu gehörte, der Familie einen kurzen Besuch abzustatten. Dabei wurde gleich die nächste Frage von der 2. Vorsitzenden des Vereins OK! Bad Esen, Viktoria von dem Bussche, positiv beantwortet: „Kleiderspenden werden gern genommen.“
Frauke Weiss, Vermieterin und Patin der Familie, hat die Schultaschen und das weitere Zubehör gemeinsam mit den drei Kindern ausgesucht und betreut das Trio nun auch bei den Hausaufgaben, sodass einem gelungenen Start in die Schule nichts mehr im Wege steht.
Lugen und Adel besuchen bereits die 2. und 4. Klasse der Grundschule in Bad Essen, haben ihre Mitschüler kennengelernt (und haben jetzt Ferien), und Adel hat bereits den ersten Test mitgeschrieben. Sedra startet nach den Weihnachtsferien mit der 6. Klasse des Gymnasiums.
Und noch direkt vor Weihnachten kam die nächste Familie mit drei schulpflichtigen Kindern nach Bad Essen. Anfang des Jahres werden weitere folgen – schließlich rechnet Bürgermeister Timo Natemeyer mit weiteren 100 Flüchtlingen im ersten Jahresviertel.

Eine Herausforderung

Für die Flüchtlingskinder ist der Start ins neue Schulleben nicht nur sprachlich eine Herausforderung. Die Erinnerung an die Kriegsjahre in Syrien, die Schrecken der Flucht und das Leben im Aufnahmelager wird sie noch lange begleiten. Viktoria von dem Bussche vom Verein OK! Bad Essen betont: „Um so wichtiger ist es, dass ihnen zumindest die Grundausstattung eine gewisse Anfangssicherheit verleiht.“
Der Verein OK! Bad Essen bittet deshalb um finanzielle Unterstützung oder um Spenden gut erhaltener Schulranzen, sowie um Gutscheine der Geschäfte, die Schul- und Sportbedarf führen. Gut erhaltene Kleider für Kinder nimmt der Verein ebenfalls gern entgegen.

Kontaktadressen

Anfragen wegen Geld- und Sachspenden bitte an: Viktoria von dem Bussche, E-Mail v.bussche@ippenburg.de , Telefon 0173/2743632, Andrea Wirsching-Schulz, E-Mail andrea.w-s@web.de , Telefon 05472/2409 oder an Anneliese Meyer Zur Capellen, E-Mail meyerzc@aol.com , Telefon 05472/3997.

 

Text und Foto: Karin Kemper
veröffentlicht am 27.12.2015, mit freundlicher Genehmigung des Wittlager Kreisblattes

Bislang 50 Asylbewerber

Weitere 100 Flüchtlinge in Bad Essen erwartet

Das Tagungs- und Gästehaus der Burg Wittlage.
Das Tagungs- und Gästehaus der Burg Wittlage.

Die auf Rekordniveau angestiegene Zuwanderung von Menschen bestimmt die Nachrichtenlage auch im Wittlager Land.
Bad Essens Bürgermeister Timo Natemeyer dankte in der letzten Gemeinderatssitzung dieses Jahres ausdrücklich „allen, die sich bei der Bewältigung der Situation über das übliche Maß hinaus engagieren. Nicht zuletzt den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern, von denen viele sich am 5. November dieses Jahres im Verein OK! Bad Essen organisiert haben.“
Die Gründung des Vereins bezeichnete Natemeyer als „ein tolles Zeichen von bürgerlichem Engagement. Die Gemeinde wünscht den Aktiven viel Erfolg bei der Arbeit und wird eng mit dem Verein zusammenarbeiten.“
Ebenfalls auf reges Interesse stieß die Infoveranstaltung am 1. Dezember auf der Burg Wittlage. Rund 120 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, mit Vertretern von Landkreis, Gemeinde und Heilpädagogischer Hilfe ins Gespräch zu kommen.
Ab Januar kann die Gemeinde Bad Essen im Tagungshaus 20 Menschen unterbringen, die Bad Essen direkt zugewiesen sind. Die weiteren bis zu 50 Plätze stehen dem Landkreis zur Verfügung, der sie für den Fall vorhält, dass es bei der Zuweisung in kreisangehörige Gemeinden zu Engpässen kommt.

Noch gut vorbereitet

Ob und wann ein solcher Fall eintritt, ist bisher nicht absehbar. Für die nächsten Wochen sehen sich die Gemeinden noch gut vorbereitet. Betrieben wird die Einrichtung von der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück (HHO), die auch Eigentümerin der Burg ist, mit Unterstützung der Diakonie, die ihre Kompetenzen aus dem Betrieb des Flüchtlingshauses in der Stadt Osnabrück einbringen wird. Zu den rund 50 Personen, die bisher als Asylbewerber nach Bad Essen zugewiesen sind und die in der Unterkunft in Rabber und in dezentralem Wohnraum leben, werden nach aktuellen Modellberechnungen im Jahr 2016 rund 100 weitere Personen schon im ersten Quartal des Jahres 2016 hinzukommen. Diese hohe Zuweisungszahl in einem kurzen Zeitraum resultiert noch aus der großen Flüchtlingswelle des Herbstes 2015.
Der Vergleich mit den westfälischen Nachbarkommunen Preußisch Oldendorf und Stemwede, die bereits zum jetzigen Zeitpunkt deutlich mehr als 200 Flüchtlinge untergebracht haben, zeigt nach den Worten des Bürgermeisters, dass nun, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung, „die Realität in die Kommunen des Wittlager Landes einkehrt“.
Die Suche nach dezentralem Wohnraum gehe weiter, aber auch Möglichkeiten für eine weitere Gemeinschaftsunterkunft müssten geprüft werden. Natemeyer: „Wichtig ist, dass die Größenordnungen von Unterkünften überschaubar bleiben, und dass eine Betreuung und Integration gewährleistet werden.“

Aufnahme und Betreuung

Um sich für die anstehenden Aufgaben bei der Aufnahme und Betreuung aufzustellen und zugleich die Kolleginnen und Kollegen in den Rathäusern zu entlasten, haben die Räte der Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln einen Grundsatzbeschluss gefasst, mit dem sie eine enge Zusammenarbeit auf diesem Gebiet im Wittlager Land anstreben.
Künftig sollen die Bereiche Verwaltung, Flüchtlingssozialarbeit und Wohnraummanagement für das Wittlager Land gebündelt werden. Auch die Vernetzung und Koordination der ehrenamtlichen Arbeit werden ein wichtiges Thema sein.
Das zentrale „Willkommensbüro“ wird seinen Platz in den Räumlichkeiten an der Bremer Straße 24 in Bohmte finden, im gleichen Gebäude wie die Filiale der Oldenburgischen Landesbank. Arbeiten werden hier künftig zunächst drei, dann vier neue Kolleginnen.
Bad Essens Bürgermeister betont: „Wir glauben, dass wir gut gerüstet in das neue Jahr gehen. Viel wird dann natürlich von der allgemeinen Entwicklung bei der Zuwanderung abhängen. Es muss aus meiner Sicht gelingen, zu geordneten Verfahren und zu einem tragbaren Maß zu finden.“

Text: Andreas Schnabel
Foto: Oliver Krato
veröffentlicht am 16.12.2015, mit freundlicher Genehmigung des Wittlager Kreisblattes

„Über den Tellerrand gekocht“

Flüchtlinge verkaufen syrische Linsensuppe in Bad Essen

Vor dem Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt hat Jutta Lange mit (von links) Read, Yousseff und Mustafa syrische Speisen gekocht.
Vor dem Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt hat Jutta Lange mit (von links) Read, Yousseff und Mustafa syrische Speisen gekocht.

Mit dem ersten Kochevent in Juttas Kochbar ging der Verein OK! Bad Essen am ersten Advent an den Start. Flüchtlinge aus Syrien kochten unter anderem syrische Linsensuppe und verkauften diese auf dem Bad Essener Weihnachtsmarkt.
Tahar, Restaurantbesitzer aus Aleppo, und Mustafa, der vor seinem Jurastudium zwei Jahre in einem Restaurant gearbeitet hat, kennen sich aus. Zusammen mit Yousseff, Raed und Mosa, allesamt leidenschaftliche Köche, rührten sie am ersten Advent in den großen Töpfen von Juttas Kochbar bei BlütenGenuss Honermeyer in der Bad Essener Lindenstraße.

Syrische Linsensuppe beliebt

Die syrische Linsensuppe, die von Nader, Rami und Rateb draußen gegen eine Spende ausgeteilt wurde, war am Nachmittag, kurz bevor der Weihnachtsmann im strömenden Regen mit Pferd und Wagen die Lindenstraße entlangsauste, bereits bis auf einen kleinen Rest verspeist. Das Lob galt den Köchen – alle waren begeistert, und manch einer verlangte noch „einen Nachschlag“.
Der erfahrene Koch Peter Knödgen und Moritz Stegmann, beide von OK! Bad Essen , hatten gemeinsam mit den Flüchtlingen aus Syrien die Zutaten in einem orientalischen Laden in Osnabrück gekauft und alles vorbereitet. Jutta Lange, Inhaberin von Juttas Kochbar, unterstützte die jungen Köche und war mit Begeisterung dabei.

Weitere Kochevents

Die zufriedenen Gesichter und die lobenden Worte der Passanten, die dem Duft der Suppe nicht widerstehen konnten, sorgten für den gelungenen Auftakt einer Serie von Kochevents, die Jutta Lange im Jahr 2016 mit dem Verein OK! Bad Essen unter dem Berliner Label „Über den Tellerrand kochen – Gemeinsam für ein besseres Wir“ veranstalten wird.
An jeweils zwei Tagen im Monat wird Juttas Kochbar im Jahr 2016 in ein syrisches „Pop Up-Restaurant“ mit rund 35 Plätzen verwandelt. Der Startschuss fällt am 4. Februar 2016. Reservierungen sind ab sofort möglich an die E-Mail-Adresse j.lange@kabelmail.de.

veröffentlicht am 04.12.2015, mit freundlicher Genehmigung des Wittlager Kreisblattes