Weitere 100 Flüchtlinge in Bad Essen erwartet
Die auf Rekordniveau angestiegene Zuwanderung von Menschen bestimmt die Nachrichtenlage auch im Wittlager Land.
Bad Essens Bürgermeister Timo Natemeyer dankte in der letzten Gemeinderatssitzung dieses Jahres ausdrücklich „allen, die sich bei der Bewältigung der Situation über das übliche Maß hinaus engagieren. Nicht zuletzt den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern, von denen viele sich am 5. November dieses Jahres im Verein OK! Bad Essen organisiert haben.“
Die Gründung des Vereins bezeichnete Natemeyer als „ein tolles Zeichen von bürgerlichem Engagement. Die Gemeinde wünscht den Aktiven viel Erfolg bei der Arbeit und wird eng mit dem Verein zusammenarbeiten.“
Ebenfalls auf reges Interesse stieß die Infoveranstaltung am 1. Dezember auf der Burg Wittlage. Rund 120 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, mit Vertretern von Landkreis, Gemeinde und Heilpädagogischer Hilfe ins Gespräch zu kommen.
Ab Januar kann die Gemeinde Bad Essen im Tagungshaus 20 Menschen unterbringen, die Bad Essen direkt zugewiesen sind. Die weiteren bis zu 50 Plätze stehen dem Landkreis zur Verfügung, der sie für den Fall vorhält, dass es bei der Zuweisung in kreisangehörige Gemeinden zu Engpässen kommt.
Noch gut vorbereitet
Ob und wann ein solcher Fall eintritt, ist bisher nicht absehbar. Für die nächsten Wochen sehen sich die Gemeinden noch gut vorbereitet. Betrieben wird die Einrichtung von der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück (HHO), die auch Eigentümerin der Burg ist, mit Unterstützung der Diakonie, die ihre Kompetenzen aus dem Betrieb des Flüchtlingshauses in der Stadt Osnabrück einbringen wird. Zu den rund 50 Personen, die bisher als Asylbewerber nach Bad Essen zugewiesen sind und die in der Unterkunft in Rabber und in dezentralem Wohnraum leben, werden nach aktuellen Modellberechnungen im Jahr 2016 rund 100 weitere Personen schon im ersten Quartal des Jahres 2016 hinzukommen. Diese hohe Zuweisungszahl in einem kurzen Zeitraum resultiert noch aus der großen Flüchtlingswelle des Herbstes 2015.
Der Vergleich mit den westfälischen Nachbarkommunen Preußisch Oldendorf und Stemwede, die bereits zum jetzigen Zeitpunkt deutlich mehr als 200 Flüchtlinge untergebracht haben, zeigt nach den Worten des Bürgermeisters, dass nun, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung, „die Realität in die Kommunen des Wittlager Landes einkehrt“.
Die Suche nach dezentralem Wohnraum gehe weiter, aber auch Möglichkeiten für eine weitere Gemeinschaftsunterkunft müssten geprüft werden. Natemeyer: „Wichtig ist, dass die Größenordnungen von Unterkünften überschaubar bleiben, und dass eine Betreuung und Integration gewährleistet werden.“
Aufnahme und Betreuung
Um sich für die anstehenden Aufgaben bei der Aufnahme und Betreuung aufzustellen und zugleich die Kolleginnen und Kollegen in den Rathäusern zu entlasten, haben die Räte der Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln einen Grundsatzbeschluss gefasst, mit dem sie eine enge Zusammenarbeit auf diesem Gebiet im Wittlager Land anstreben.
Künftig sollen die Bereiche Verwaltung, Flüchtlingssozialarbeit und Wohnraummanagement für das Wittlager Land gebündelt werden. Auch die Vernetzung und Koordination der ehrenamtlichen Arbeit werden ein wichtiges Thema sein.
Das zentrale „Willkommensbüro“ wird seinen Platz in den Räumlichkeiten an der Bremer Straße 24 in Bohmte finden, im gleichen Gebäude wie die Filiale der Oldenburgischen Landesbank. Arbeiten werden hier künftig zunächst drei, dann vier neue Kolleginnen.
Bad Essens Bürgermeister betont: „Wir glauben, dass wir gut gerüstet in das neue Jahr gehen. Viel wird dann natürlich von der allgemeinen Entwicklung bei der Zuwanderung abhängen. Es muss aus meiner Sicht gelingen, zu geordneten Verfahren und zu einem tragbaren Maß zu finden.“
Text: Andreas Schnabel
Foto: Oliver Krato
veröffentlicht am 16.12.2015, mit freundlicher Genehmigung des Wittlager Kreisblattes